Mehr Newcomer geht nicht: Keine Schauspielausbildung, keine Slam-Wettbewerbe, keine Geburtstagsparties, kein einziger Auftritt wie bei vielen anderen Bewerber:innen, im Gegenteil. Gjenc Ransi aus Olten und Thomas Widmer aus Biberstein haben sich extra für das Kabarett-Casting zum Duo Piccolo formiert. Alles nur Anfängerglück? Weder Publikum noch Fachjury waren dieser Meinung, sonst wären die beiden wohl kaum in den diesjährigen Final vom 9. Mai eingezogen. Und trotzdem machten sie ihre kabarettistische Unschuld gleich zu ihrem Programm: Keine Ahnung, was Kabarett eigentlich ist, lass uns also laut über den möglichen Inhalt unseres Auftrittes nachdenken. Das wurde zu einem schnellen Ping-Pong-Spiel mit Vorschlägen des einen und der postwendenden Kritik des anderen. Den thematischen Teppich bildeten dabei auch die albanischen Wurzeln von Gjenc, der – aufgewachsen auf einem Bauernhof im luzernischen Hinterland – diese Cliché-Witze gelinde gesagt nicht so lustig fand.
Fast das pure Gegenteil des Duo Piccolo zeigte „Frau Isenegger“, die zweite Abendfinalistin: Ruhig, nachdenklich, nach verborgenen Zusammenhängen suchend. Zum Beispiel nach Parallelen zu ihrem „Krafttier“, das jeder Mensch in sich trägt. In ihrem Fall das gemeine Hausschwein, aus dem nach 40 Jahren Schweinefleischkonsum ihr Körper wohl gemacht sei. Es sei ebenfalls ein Allesfresser (oder sogar As-Fresser?) und suhle sich liebend gerne im Dreck. Maria Isenegger setzte geschickt das Stilmittel der Ironie ein, um die Dinge vordergründig super zu finden, während dem Publikum das Lachen im Hals stecken blieb wie ein trockenes Stück Schweinefleisch.
Somit steht die Finalbesetzung für Dienstag, 9. Mai 2023, fest: Philip Wiederkehr, Julia Steiner und das Duo Piccolo.
Fotos: Dieter Graf